Mit über 500 offiziell anerkannten Arten sind Hoya definitiv eine der spannendsten und abwechslungsreichsten Pflanzengattungen, für Einsteiger oder Pflanzenfans, die einfach nur gerne eine hübsche Hoya hätten, kann es aber sicher etwas unübersichtlich sein, die passende Hoyaart zu finden. Ich hab Euch deshalb heute 10 meiner Hoya mitgebracht, die ich Pflanzenfans ohne bisherige Hoyaerfahrung empfehlen möchte.
Bei der Auswahl der Arten hab ich nicht nur drauf geachtet, vergleichsweise genügsame Arten auszusuchen, sondern auch die Verfügbarkeit und den Preis mit einbezogen, denn was nützt es Euch, wenn ich Euch von superseltenen und unerschwinglichen Hoya vorschwärme, die Ihr nur über dunkle Kanäle im Darknet von anderen Sammlern bekommt.
Wenn Ihr noch keine Erfahrung mit Hoya habt, empfehle ich Euch grundsätzlich nicht gleich mit Babypflanzen oder gar Stecklingen zu beginnen, sondern eine etablierte Pflanze anzuschaffen, die bereits ein gut ausgebildetes Wurzelsystem hat. Etablierte Hoya sind deutlich unempfindlicher als minikleine Pflanzen, die noch an der Grundausstattung arbeiten.
Achtet außerdem darauf, keine Pflanze zu kaufen, die in einem Kokospfropf sitzt. Besonders importierte Pflanzen und Stecklinge sind oftmals in ein Stück Kokoshusk gepfropft, also einem Stück der äußeren Kokosschale. Dieser Pfropfe mögen im feuchtwarmen Klima Südostasiens eine feine Sache sein, besonders wenn das Wässern im Gewächshaus mit nem Schlauch erledigt wird und das Wasser direkt durch den Topf wieder abfließen kann, wenn Ihr Eure Hoya aber inkl. Pfropf in Substrat topft und dann evtl. noch in einen Übertopf stellt, kann es zu massiven Problemen mit den Wurzeln kommen, da die Kokosschale die Feuchtigkeit länger hält als das umgebende Substrat. Die Wurzeln fangen also sehr schnell an zu gammeln.
Nachfolgend nun also meine ganz persönliche Liste pflegeleichter Hoyaarten, die Ihr in vielen Gartencentern, Gärtnereien, Onlineshops oder, noch besser, aus zweiter Hand über Ebay Kleinanzeigen bekommt und die sehr gut für Einsteiger geeignet sind.
Hoya carnosa
Die Mutter aller als Zimmerpflanzen gehaltenen Hoya. Mittlerweile gibt es unzählige Zuchtformen zu teilweise astronomischen Preisen, die meistverkauften, -verschenkten und -getauschten sind aber die klassische H. carnosa, H. carnosa (outer variegated) und H. carnosa (inner variegated). Alle drei können als Ampelpflanze gehalten werden, klettern aber auch sehr gerne an einer Rankhilfe - oder beides, wie Ihr an meiner innen panaschierten carnosa (3. Bild) seht.
H. carnosa mag es gerne hell, sollte aber keinen Platz in der direkten Sonne bekommen. Sie kommt auch mit einem etwas schattigeren Plätzchen klar, wird dann aber evtl. nicht so schnell wachsen und/oder keine Blüten ausbilden. Die beiden panaschierten Varianten können etwas mehr Licht, bzw. auch Sonne vertragen.
Grundsätzlich toleriert es H. carnosa zwischendurch mal etwas länger trocken zu fallen, sie gedeiht aber deutlich besser, wenn sie Wasser bekommt, sobald das Substrat vollständig ausgetrocknet ist.
H. carnosa ist ausgesprochen genügsam und verzeiht auch den ein oder anderen Pflegefehler. Die ideale Einsteigerhoya also.
Hoya compacta, aka 'Krinkle Kurl'
Ob es sich bei Hoya compacta um eine eigenständige Art oder doch "nur" eine Unterart von Hoya carnosa handelt, ist nach wie vor nicht final geklärt, sie ist aber ursprünglich in der gleichen Ecke der Welt zuhause und ihre Bedürfnisse ähneln denen von H. carnosa auffallend. Die in sich gelockten Blätter sind ausgesprochen attraktiv, machen H. compacta aber auch zu einem Magneten für Wollläuse, die sich wunderbar in den vielen Ecken und Falten verstecken können.
Ich hab mir damals mit meinem Ableger SELBSTVERSTÄNDLICH welche eingeschleppt und hatte gut zu tun, sie komplett auszumerzen. Eine sehr regelmäßig wiederholte Behandlung mit 70%igem Isopropanol hat aber schließlich zum Erfolg geführt und aktuell hab ich schon lange keine mehr gesichtet. *auf Holz klopf*
Hoya australis ssp. tenuipes
H. australis ist mit Sicherheit keine außergewöhnliche Schönheit, da gibt es viele, deutlich schickere Hoya, wenn Ihr aber eine sehr schnell wachsende Hoya sucht, dann seid Ihr hier richtig, denn wenn sie einmal loslegt, ist H. australis kaum noch zu stoppen.
Die panaschierte Variante, H. australis ssp. tenuipes 'Lisa' habe ich Euch vorletzte Woche vorgestellt und unter anderem erwähnt, dass sie etwas empfindlich reagiert, wenn sie unregelmäßig oder zu viel Wasser bekommt - dann wirft sie nämlich gern mal das ein oder andere Blatt ab. Die Wildform hat aber keine so ausgeprägten Starallüren, die ist deutlich genügsamer.
Hoya kerrii
Eine meiner ältesten Hoya, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so aussieht. Nach 6 Jahren als Single-Herzblatt trieb sie plötzlich aus und wächst seitdem so schnell, dass sie bereits mehrfach zurückgeschnitten werden musste. H. kerrii gehört zu meiner Winter-Fensterdeko, denn sie verträgt auch Temperaturen von um und bei 10°C und es macht ihr nichts aus, wenn ihr beim Lüften eine steife Brise um die Nase weht.
Apropos Temperaturen. Für den Fall, dass Ihr nicht sicher seid, welche Temperaturen Eure Hoya bevorzugen, bzw. vertragen, habe ich eine Übersicht mit Temperaturtoleranzen zusammengestellt, die bereits eine ansehnliche Anzahl Hoya enthält. Dauerhaft verlinkt ist diese Liste ganz oben in der Menüleiste unter dem Punkt "Hoya & Co.".
Wie Ihr auf dem Foto seht, hat H. kerrii kleinfingerdicke Sprossachsen, die sich kaum bändigen lassen. Man muss da deshalb immer am Ball bleiben, sonst wächst sie einem sehr schnell über den Kopf. Ich hab, nachdem ich zwei Ableger geschnitten und von vorne begonnen habe, sofort einen Bambusrankbogen in den Topf gesetzt und werde sie strikt drumherum wickeln. In der Hoffnung, sie so in ihre Schranken weisen zu können.
Hoya krohniana (supersilver)
Hoya mit silbernem, bzw. grauem Laub sind aktuell ausgesprochen beliebt und viele Arten entsprechend teuer. H. krohniana (silver, supersilver, usw.) gehört mit Sicherheit zu den günstigsten silberbelaubten Hoyaarten, wächst sehr schnell, ist ein fleißiger und früher Blüher und auch sonst nicht übermäßig anspruchsvoll. Ich selbst bin kein so großer Fan von komplett silbernem Laub, mir gefallen dafür ihre splashigen Blätter besser, aber sie ist eindeutig eine überdurchschnittlich hübsche Hoya.
H. krohniana (silver) wird auch oft als Hoya krohniana 'Eskimo' verkauft. Dieser Begriff ist aber, besonders im amerikanischen Raum, umstritten, da die westlich geprägte Bezeichnung 'Eskimo' von Teilen der indigenen Bevölkerung Alaskas lange Zeit als herabsetzend empfunden und deshalb abgelehnt wurde.
Ich habe absolut ganz und gar keine Ahnung von der Materie und bin darüber hinaus natürlich auch nicht persönlich betroffen, kann mir also kein Urteil erlauben und vermeide diese Bezeichnung deshalb ebenfalls. Es bedeutet ja keinen Mehraufwand, sondern ist im Gegenteil sogar aussagekräftiger, Hoya krohniana mit silbernem Laub das Attribut (silver) anzufügen, als den Fantasienamen 'Eskimo'.
Hoya 'Mathilde'
Es kommt nicht von ungefähr, dass ich H. Mathilde meinen allerersten Blogbeitrag gewidmet und sie ausführlich im Rahmen eines Pflanzenportraits vorgestellt habe. Ich liebe diese Hoya einfach heiß und innig.
Sie hat wunderschönes, tiefgrünes Laub mit teilweise kräftigem Splash, die Blattoberfläche ist geprägt, als ob die Blätter einen Waschbrettbauch hätten, sie wächst wie Unkraut und ist außerdem noch furchtbar anspruchslos. Mehr geht doch eigentlich nicht, oder?
Hoya pubicalyx
Noch eine sog. Mitläufer-Hoya. Braucht keine besondere Aufmerksamkeit, wächst wie von selbst und hat sehr schönes und kräftig splashiges Laub. Die Babyblätter sind zu Anfang tief violett und vergrünen dann im Laufe der Zeit.
Hoya pubicalyx ist definitiv auf den vorderen Plätzen, wenn es um die Anspruchslosigkeit geht und eine ausgesprochene Anfänger-Hoya.
Hoya 'Rosita'
Rrrrrroooositaaa ist nicht ganz so weit verbreitet wie die bisher aufgezählten Hoya, ich habe sie aber in den letzten Monaten in immer mehr deutschen Onlineshops zu sehr moderaten Preisen gesehen.
Rosita wird sehr oft mit der in Sammlerkreisen beliebten Hoya ssp. aff. burtoniae verwechselt, hat samtige Blätter und einen schwarzen Blattrand. Wenn sie direktes Sonnenlicht bekommt oder unter einem kräftigen Growlight steht, sunstressed sie wunderschön tief violett.
Ansonsten ist auch sie ausgesprochen pflegeleicht, wächst schnell und bildet auch vergleichsweise schnell Pedunkel aus. Wenn Euch Rosita über den Weg läuft, schnappt sie Euch!
Hoya shepherdii
H. shepherdii wird im Englischen auch Stringbean Hoya genannt. Wenn man sie sich genauer anschaut, sieht man auch sofort wieso. Auf den ersten Blick ähnelt sie H. pubicalyx, ihre Blätter sind aber schmaler, fester und auch viel dicker und sie hat deutlich längere Internodien. Während mir H. pubicalyx auch sehr gut an einem Rankgerüst gefällt, mag ich H. shepherdii als Ampelpflanze lieber.
Müsste ich mich entscheiden, meine persönliche Wahl würde immer auf H. shepherdii fallen. Ich mag diese Hoya einfach sehr, sehr gerne.
Hoya wayetii (inner variegated)
Meine Raschel-Hoya! Immer wenn ich sie gieße, muss ich ein kleines Tänzchen mit ihr aufführen, denn wenn man sie hin- und herschüttelt raschelt sie ganz toll. Gut, das nur mal so OT - interessiert Euch wahrscheinlich weniger 😉
H. wayetii (inner variegated) verträgt eine ganze Menge Licht, ist vergleichsweise durstig, ansonsten aber anspruchslos. Ich hab schon öfter gelesen, dass sie ein bisschen braucht, bis sie anfängt zu wachsen, das kann ich aber nicht bestätigen. Meine wayetii hat quasi direkt losgelegt und wächst seitdem konstant.
Interessanterweise ist Hoya wayetii in der panaschierten Variante verbeiteter als mit grünem Laub. Wahrscheinlich, weil sie einfach attraktiver ist.
Die jungen Blätter kommen in einem hübschen rosa raus und vergrünen mit der Zeit, bzw. bilden dann die typische Panaschierung aus, das Laub sunstressed aber auch sehr leicht. Diese Hoya ist also auch etwas für das Südfenster.
Das waren jetzt die 10 Hoya, die ich mit dem Hoyavirus Frischinfizierten empfehlen möchte, ich hab aber noch eine Bonus-Hoya, die als etablierte Pflanze nicht ganz so günstig ist wie die bisher genannten, dafür aber ebenso pflegeleicht und MEINE ABSOLUTE LIEBLINGSHOYA!
Hoya caudata (Sumatra)
In meiner Facebookgruppe, dem Zimmerpflanzenstammtisch, stelle ich zum Beitritt die Frage, welche Pflanze man sich schnappen würde, wenn man nur eine Hand frei hat und die Wohnung augenblicklich verlassen muss. Bei mir wäre das eben diese Hoya. Sie hat einfach alles. Wunderschönes, splashiges und an den Blatträndern gerüschtes Laub, die schönsten Blüten überhaupt, sie wächst wie Unkraut und blüht nahezu ununterbrochen (ok, jetzt gerade nicht, die letzten Blüten sind letzte Woche abgefallen).
Preislich liegt sie mit Sicherheit deutlich höher als alle hier aufgeführten, aber für den Fall, dass Ihr vielleicht einem Pflanzenfan mit beginnender Hoyaliebe ein Geschenk machen möchtet, wäre diese Hoya eine sehr gute Wahl!
HoyaHoyaHo,
Steph
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