Der Aufstieg & Fall von Hoya latifolia, oder Mut zum Neuanfang!

Tja, so schnell kann das gehen. Eben steht sie noch in all ihrer Pracht auf dem Blumenständer und produziert ein spektakuläres Blatt nach dem anderen, da hab ich sie auch schon unfreiwillig ertränkt und die ältesten Blätter verfärben sich bereits langsam aber sicher kränklich gelb.
Beim ersten gelben Blatt hab ich noch gedacht, dass es der Altersschwäche zum Opfer gefallen ist, das zweite machte mich stutzig und beim dritten wusste ich, dass es Zeit wird zu handeln.

Wenn das Wurzelsystem einer Pflanze einmal kaputt ist, hat man grundsätzlich mehrere Möglichkeiten:

• Man kann vorsichtiger gießen und abwarten, bis, bzw. ob sich die Pflanze von selbst wieder erholt.

• Man kann eine Substratspülung mit H₂O₂ durchführen oder die Pflanze sogar austopfen und den verbliebenen Wurzelballen in H₂O₂ baden.

• Oder man geht noch etwas forscher ans Werk, verpasst der Mutterpflanze einen schicken Kurzhaarschnitt, bewurzelt die entstandenen Stecklinge neu und versucht, den zugegeben kläglichen Rest der Mutterpflanze ebenfalls noch zu retten.

Ihr ahnt es sicher schon und der Beitragstitel lässt es ja ebenfalls vermuten - ich bin eine Anhängerin der 3. Variante.
Natürlich bedeutet das komplette Zurückschneiden, dass man auf absehbare Zeit erst einmal eine vermutlich sehr schöne Pflanze "verliert", andererseits steigt mit dem frühzeitigen Eingreifen aber auch die Wahrscheinlichkeit, zumindest die Stecklinge zu retten und später sogar eine neue deutlich buschigere Pflanze daraus zusammensetzen zu können. Und je nach Größe fallen oft auch noch ein paar Ableger ab, die man an andere Pflanzenliebhaber weitergeben kann.
Auch für die Mutterpflanze steigen mit einem Rückschnitt die Überlebenschancen und wer auf Nummer sicher gehen möchte, holt sie einfach aus dem Substrat und bewurzelt sie neu.

Aber zurück zu meinem konkreten Trauerfall. Könnt Ihr verstehen, dass mir jedes Mal, wenn ich meine Schere ansetzen musste, mein Herz geblutet hat? Besonders die jüngeren Blätter sind so unglaublich schön, auch deshalb wollte ich auf keinen Fall das Risiko eingehen, sie mit dem wahrscheinlich zukünftigen Niedergang der Mutterpflanze zu verlieren.
Ich hab jetzt sicher um und bei 20-30 Stecklinge aus der Mutterpflanze machen können und bewurzle die in Blähton - meinem bevorzugten Bewurzlungsmedium für die meisten Hoya. Parallel hab ich ein Auge auf die kläglichen Reste der Mutterpflanze und hoffe, dass sie sich noch einmal berappelt. Jetzt, da sie den ganzen Blatt-Ballast losgeworden ist.

Aus den schönsten Stecklingen werde ich mir eine buschige neue Pflanze zusammenstellen und die anderen finden sicher auch schnell eine neue Heimat. Sobald ich in ein paar Monaten eine Entwicklung absehen kann, werde ich Euch ein Update geben, zusammen mit einem ausführlichen Portrait von Hoya latifolia (outer variegated), denn das hab ich tatsächlich schon fertig, aber es fühlt sich merkwürdig an, das zu veröffentlichen, wenn es die Pflanze so gar nicht mehr gibt.

Hoya Hoya Ho,
Steph