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Aeschynanthus longicaulis (Gefleckte Schamblume) | Pflanzenportrait

Es vergeht sicher keine Woche, da ich nicht in einer der zahlreichen Hoyagruppen auf FB und reddit die Frage lese, um welche Hoya es sich bei dieser Pflanze handelt. Wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb auch ich die gefleckte Schamblume so gerne mag. Sie sieht einer Hoya auf den ersten Blick verblüffend ähnlich, wächst aber im Vergleich dazu wie Unkraut und ist, was ihre Ansprüche betrifft, sehr durchschnittlich, also auf jeden Fall auch für Anfänger geeignet.

Wie eine Hoya, bildet auch die Aeschynanthus longicaulis, gegenständige Blattpaare, die an langen Trieben wachsen. Nicht nur die Blattoberseite der marmorierten Schamblume bietet einen wunderschönen Kontrast aus Hell- und Dunkelgrün, die Rückseite ist sogar noch spektakulärer, denn dort sind die Bereiche, die auf der Vorderseite dunkelgrün sind, violett marmoriert. Auch deshalb, aber natürlich vor allem aufgrund ihrer Wuchsform, macht sie sich hervorragend als Ampelpflanze, so schaut man nicht nur von oben auf die grüne Blattoberseite, sondern hat quasi zwei Pflanzen in einer. Welche Pflanze kann das schon bieten?

Register


1. Beschreibung

     1.1 Wuchsform

     1.2 Blätter

     1.3 Blüten


2. Pflanzenpflege

     2.1 Substrat

     2.2 Wasser

     2.3 Licht

     2.4 Temperatur

     2.5 Luftfeuchtigkeit

     2.6 Dünger

     2.7 Vermehrung

     2.8 Schädlinge & Krankheiten

     2.9 Giftig für Mensch & Tier?


3. Sonstiges

     3.1 Verfügbarkeit und Preis

     3.2 Steckbrief

Wuchsform

Aeschynanthus longicaulis wächst in ihrer Heimat (Südliches China, Myanmar, Thailand, Vietnam und Malaysia) epi- oder lithophytisch, also aufsitzend auf anderen Pflanzen oder Steinen - ganz ähnlich wie Hoya. Die Pflanze bildet lange runterhängende Triebe und macht ganz und gar keine Anstalten zu klettern. Die Triebe können bis zu 60 cm lang werden, kalkuliert also schon mal einen ordentlich großen Platz für diese Pflanze ein.


Blätter

Ich glaube, in puncto Laub macht der marmorierten Schamblume höchstens noch die A. lobbianus (variegated) etwas vor, bzw. kommt immerhin nah ran. Die Blätter sind schlicht wunderschön.
Sie wachsen, ebenfalls wie Hoya, in gegensätzlichen Blattpaaren. Anders als Hoya wachsen sie aber deutlich gleichmäßiger und in der Regel werden auch beide Blätter gleichzeitig ausgebildet.
Die Blätter sind sehr prall. Drückt man sie zusammen, knacken sie leicht durch. Die Blätter in Substratnähe sind deshalb auch sehr gute Anzeiger für den Durstgrad der Pflanze. Wie bei String of Turtles, Peperomias und - wie soll es auch anders sein - Hoya, kann man durch leichtes Zusammendrücken (wird auch Taco-Test genannt) feststellen, ob die Pflanze gegossen werden muss. Sind sie flexibler als nach dem Gießen, wenn die Pflanze gesättigt ist, wird es langsam wieder Zeit die Gießkanne hervorzuholen.
Ich kombiniere den Taco-Test immer mit dem Gewicht der Pflanze, das ist mein grundsätzliches Kriterium, an dem ich den Durst einer Pflanze festmache. Ist der Topf deutlich leichter als nach dem Gießen und sind die Blätter ganz leicht wabbelig (wirklich nur minimal), komme ich auch schon mit meinem kleinen Kännchen angelaufen oder ich hänge sie zum Duschen einfach in die Badewanne. Da Aeschynanthus longicaulis eine hohe Luftfeuchtigkeit liebt, ist ihr eine gelegentliche Dusche sehr willkommen.


Blüten

Gemeinhin gelten die orange-grünen Blüten von A. longicaulis als eher unscheinbar, mir gefallen sie aber von allen mir bekannten Aeschynanthus-Blüten am besten, weil sie besonders natürlich und "wild" wirken und ich die roten Blüten vieler anderer Aeschynanthusarten nicht mag. Ich mag einfach keine roten Blüten - warum auch immer.
Eine Zuchtform der A. longicaulis, die in den USA als 'Black Pagoda Lipstick Plant' vertrieben wird, unterscheidet sich ausschließlich in ihrer Blütenform. Diese Zuchtform ist aber ausgesprochen selten und wird oft mit dieser Variante verwechselt. In der Regel ist mit dem Namen auch diese Art gemeint.

Substrat

Kein Wunder, dass diese Pflanzenart oft mit Hoya verwechselt wird, denn sie sieht ihnen nicht nur sehr ähnlich, sondern hat auch in vielen Bereichen die gleichen Ansprüche - so auch in der Zusammensetzung des Substrats.
Ich verwende für meine Aeschynanthusarten deshalb einfach mein Standard-Hoyasubstrat, das (aktuell) aus Kokosfaser, Perlit, Dehner-Pflanzgranulat, Pinienrinde, Kokoshusk, Kohle und Wurmhumus besteht. Ich gehe auf die Zusammensetzung demnächst noch einmal ausführlicher ein.
Je nachdem, ob man Kunststofftöpfe oder wie ich, Terrakottatöpfe verwendet, kann man die Zusammensetzung anpassen, indem einfach mehr oder weniger Kokosfaser zugesetzt wird.


Wasser

In den warmen Monaten ist A. longicaulis ein regelrechter Schluckspecht und ich muss sie (wohlgemerkt im Terrakottatopf und in unserer warmen Dachwohnung) mehrfach in der Woche gießen. Ihr Wasserbedarf sinkt in den kalten Monaten beachtlich, besonders wenn sie kühl überwintert.
Da Schamblumen sehr empfindlich auf Staunässe reagieren (merkt Ihr was? Genau wie Hoya), sollte das Substrat zwischen dem Gießen immer austrocknen. Im Sommer gerade mal so, im Winter kann sie auch etwas länger trocken stehen.


Licht

A. longicaulis mag es gerne hell, toleriert aber auch ein halbschattiges Plätzchen. Da ihre Blätter zum Verbrennen neigen, solltet Ihr besonders im Sommer drauf achten, dass die Pflanze nicht der direkten Sonne ausgesetzt wird.
Steht die Schamblume zu dunkel, verblasst ihre Marmorierung, sie kommt aber wieder, sobald sie heller steht.

Temperatur

Am Besten gedeiht A. longicaulis bei Temperaturen von 22-28°C, sie kann im Winter aber auch bei bis zu Minimum 15°C gehalten werden. Eine kühle Überwinterung trägt zu einer vermehrten Blütenbildung bei. Wenn Ihr also wollt, dass Eure A. longicaulis im nächsten Jahr besonders prächtig blüht, hängt sie im Winter in eine kühle, helle Ecke.
Meine Aeschynanthus longicaulis ist Teil meiner Winter-Fenster-Deko im Schlafzimmer. Dort hängen und stehen im Winter all die Pflanzen, die es kühler vertragen, da ich dort 2-3x täglich lüfte. Sie hängt unmittelbar "im Zug" und verträgt das ganz problemlos.

Luftfeuchtigkeit

In ihrer Heimat wächst A. longicaulis bei einer rel. Luftfeuchtigkeit von durchschnittlich 40 - über 80%. Ich besprühe meine Schamblume deshalb im Sommer (im Winter habe ich eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 70% in meiner Wohnung) sehr regelmäßig mit destilliertem Wasser, das ich mit Wasserstoffperoxid und ab und zu Blattdünger anreichere.


Dünger

Ich dünge meine Schamblume während der Vegetationsperiode im gleichen Rhythmus wie meine Hoya bei jedem Gießen und verwende einen Hoyadünger. Keine Ahnung, ob A. longicaulis wirklich auch die gleichen Nährstoffe wie Hoya benötigt, aber sie gedeiht dabei prächtig. Im Winter dünge ich sie einmal im Monat mit halber Konzentration.

Vermehrung

So ähnlich Aeschynanthus longicaulis Hoya in Erscheinungsform und Pflege auch ist, in diesem einen Punkt unterscheidet sie sich deutlich von ihnen. Ich empfinde sie als ungleich schwieriger zu Bewurzeln als viele andere Pflanzen.
Man kann sie grundsätzlich ganzjährig über Triebstecklinge in Wasser, Moos oder auch Blähton vermehren, sie mögen es aber während der Bewurzlungsphase gerne etwas wärmer (auf jeden Fall über 20°C), deshalb bietet sich im Winter eine Heizmatte an. Die Wurzelbildung dauert um und bei 4-8 Wochen.


Schädlinge und Krankheiten

A. longicaulis ist eine robuste Pflanze, steht aber bei den üblichen Verdächtigen, also Spinnmilben, Woll- und Blattläusen hoch im Kurs. Ich schaue mir meine Pflanzen bei jedem Gießen an und habe so immer ein Auge auf einen eventuellen Befall. Bisher bin ich, bzw. meine Schamblume aber verschont geblieben.

Verfügbarkeit und Preis

Ich habe meine A. longicaulis in einem Gartencenter für knappe ca. 12€ in einem kleinen Ampeltopf gekauft. Wahrscheinlich gibt es sie sogar in dem ein oder anderen Baumarkt und natürlich ist sie auch online in allen Größen erhältlich.
Ich hab bereits häufig gesehen, dass sie auch in diesen Fake-Kokedama-Ampeln aus Kokosfaser angeboten wird. Da das Innenleben dieser Ampeln aus einem Pappbecher ohne Drainageloch besteht, würde ich Euch davon dringend abraten. Da ist die Wurzelfäulnis quasi schon vorprogrammiert. Kauft Euch lieber eine Pflanze in einer ganz normalen Ampel oder Pflanztopf.


Giftig für Mensch & Tier?

Im Allgemeinen wird Aeschynanthus longicaulis als ungiftig eingestuft, einige Botaniker halten sie aber für leicht giftig. Sie stellt jedoch keine Gefahr für Menschen, Katzen und Hunde dar.



Steckbrief

Botanischer Name Aeschynanthus longicaulis, ehem. Aeschynanthus marmoratus
Trivialname Aeschynanthus marmoratus (syn.), Aeschynanthus zebrinus (syn.), Schamblume, Sinnblume, Lippenstiftpflanze, Black Pagoda Lipstick Plant (Bezeichnung einer longicaulis-Zuchtform, die nicht die hier beschriebene Variante meint)
Temperatur 22-28°C, im Winter auch bis Minimum 15°C
Luftfeuchtigkeit 40-60%
Licht Hell, indirektes Licht. Keine direkte Sonneneinstrahlung
Substrat lockeres, sehr durchlässiges Substrat
Blühsaison Frühjahr bis Herbst
Schwierigkeitsgrad normal


Hoya, Hoya, Ho!

Steph

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